Das Leben hatte etwas anderes mit mir vor und ich wurde krank. Bekam eine Grippe, lag die gesamte Woche ohne Kinder allein in meinem Bett und hatte keine Kraft mehr. Mein einziger Bewegungsradius war der zwischen meinem Bett, dem Bad und manchmal bis in die Küche, um mir etwas zu essen zu machen. Mehr ging nicht. Ich war fertig und mein Körper zwang mich zur Ruhe. In dieser Woche nahm ich mir zum ersten Mal Zeit, mir wirklich Gedanken darüber zu machen, wie ich mein Leben gestalten möchte. Was ich meinen Kindern mitgeben will und wo meine Prioritäten liegen. In dieser Woche wurde mir meine Verantwortung für meine Kinder mehr als bewusst sowie, dass dazu auch gehört darauf zu achten, gesund zu bleiben. Denn so, wie es mir in dieser Woche ging, war ich nicht dazu in der Lage, die Beiden zu versorgen und das durfte nicht passieren. Insgesamt war ich fast vier Wochen lang krank geschrieben. Als ich anschließend wieder arbeiten ging, beantragte ich sofort eine Reduzierung meiner Wochenarbeitszeit um fünf Stunden nach unten, was ich genehmigt bekam. So arbeitete ich ab Mai 2016 nur noch mit 25 Stunden pro Woche dort. Diese fünf Stunden schenkten mir Raum für mich und einem sanften Übergang von Arbeit zum Alltag mit den Kids. Das war der Anfang vom Ende meines Angestelltendaseins. Weitere zwei Jahre sollte es dauern, bis ich den Sprung in die volle Selbstständigkeit wagte. Es war eine krasse Zeit und ich weiß, dass viele im Außen meine Entscheidungen nicht verstanden. Sie dachten, dass ich verantwortungslos handelt und all sowas. Doch ich sage dir eines, diese Schritte zu gehen, waren das Verantwortungsvollste und Ernsthafteste, was ich je in meinem Leben getan habe. Einfach, weil ich es für mich und aus mir selbst heraus tat. Ja, da war viel Druck dabei. Jedoch war das alles Druck, den ich mir selbst machte oder besser gesagt, der einfach normaler Teil meines Systems und ein Resultat der Traumata war. Mit meinen Entscheidungen bewegte ich mich immer mehr aus dem Traumafeld und damit aus der Traumaenergie heraus. Logisch, dass der ganze Druck sicht- und spürbar wird.
Schon immer schrieb ich gern. Im Alter von 14 machte ich mein zweiwöchiges Schulpraktikum in einer Zeitungsredaktion und lernte dort das Schreiben. Es fällt mir leicht und wenn es fließt, dann fließt es. Dieses Ding mit dem Fließen war jedoch in den letzten fünf Jahren, seit meinem Diplomarbeits-Deal, etwas, das ich nicht steuern und beeinflussen konnte. Meine Texte flossen, wann sie wollten. Dabei war es ihnen egal, ob das mitten am Tag, während des Kochens oder Spielens oder bei sonst irgendwas war, oder mitten in der Nacht, wenn ich schlafen wollte. Floss ein Text heraus, wurde ich wach und da war dieser Zwang in mir, es einfach fließen und aus mir heraus schreiben zu lassen. Ich hatte stets ein Notizbuch sowie einen Stift an meinem Bett und bei Schummerlicht liess ich die Worte und Symbole aus mir herausschreiben, um anschließend völlig erschöpft noch eine Stunde weiterzuschlafen, bevor der Wecker klingelte.
Häufig las ich, dass ich denen da oben sagen kann, sie können mir Infos für die Texte senden, wenn ich das will. Es sei eine Frage der Kommunikation. Doch das funktionierte bei mir nicht. Was ich weiß, ist, dass es in regelmäßigen Abständen gewisse Stretches braucht, damit eine neue Energie sich manifestieren kann und eine Entwicklung jenseits gewohnter Muster möglich ist. In Bezug auf mein Business ist das in diesem Jahr vor allem die Ordnung und Struktur, begleitet mit der Frage, wie ich diese dort hineinbringen kann. Seit letztem Sommer unterstützt mich eine virtuelle Assistentin, die für mich ein einheitliches Grafiklayout erstellte und dafür sorgt, dass meine Texte regelmäßig in den verschiedenen Kanälen gepostet und veröffentlicht werden. Einzig meinen Newsletter und den Blog mache ich noch selbst. Alles andere habe ich an sie abgegeben. Ein Punkt, der bereits seit etwa drei Jahren auf meiner Wunschliste stand. Das regelmäßige Posten machte mir mehr Stress, als mich zu entspannen, weil da wieder dieser Druck des auf Kommando abliefern zu müssen hochkam. Tatsächlich war es jedoch so, dass sie die ersten beiden Monate ausschließlich alten Content, der irgendwo brachlag, so aufbereitete, dass dieser Social Media kompatibel sichtbar wurde und somit mir und vor allem dir dient.
Irgendwann spürte ich, dass es für mich an der Zeit ist, mich erneut zu stretchen. Die für mich spürbare Weiterentwicklung kann auch in die Realität einkehren. Ich fragte mich, was mich dabei unterstützen könntet die Antwort war klar: Mit einer Schreibroutine. Einen festen Raum, in dem ich schreibe und dadurch ermögliche, selbst zu bestimmen, wann ich schreibe und nicht davon abhängig zu sein, wann die Kreativität das will. Gleichzeitig war da in mir die Angst vor dem bösen Monster und, davor, wie damals im Februar 2016, über meine Grenzen zu gehen. Trotz meiner Angst erzählte ich einer Freundin davon, dass ich gerne eine Schreibroutine finden möchte, damit sich mein Kindheitstraum vom Geld verdienen durch Schreiben, realisieren kann. Zufälligerweise ging es ihr in dem Punkt gleich, also vereinbarten wir, das gemeinsam anzugehen. Jede für sich und doch zusammen. An besagtem Wochenende war sie bei mir zu Besuch und wir begannen direkt am Montagmorgen an meinem Küchentisch mit der neuen Schreibroutine. Da war kein Druck, keine Angst, keine Verpflichtung. Sondern Spaß, Freude und das schöne Gefühl, Zeit sinnstiftend genutzt zu haben. Von diesem Tag an setzte ich mich unter der Woche jeden Tag morgens mit meinem Laptop an den Küchentisch und schrieb. Nur Freitags machte es mir Stress, aber nicht wegen dem Schreiben, sondern weil ich in der Regel einen freien Freitag haben will und ihn seit kurzer Zeit auch wieder habe. Also spürte ich da in mich rein, tauschte mich aus und passte mein Commitment an. Nun schreibe ich von Montag bis Donnerstag jeweils morgens, sobald die Kinder aus dem Haus sind. An den anderen drei Tagen suche ich mir einen davon zum Schreiben aus. So habe ich Struktur sowie Routine UND die nötige Flexibilität, die ich brauche, um mich nicht wie ein im Käfig eingesperrter Tiger zu fühlen.
Das Ganze läuft jetzt seit eineinhalb Wochen so. Jeden Morgen stiefelte ich hochmotiviert in die Küche, um zu schreiben und frühstücken. Jeden Morgen floss es und ich wusste bereits vorher, was dran ist. Jeden Morgen, bis auf heute. Heute fühlte ich mich verkatert, obwohl ich vollkommen nüchtern bin, bin müde und demotiviert. Ich wollte zurück in mein Bett, schlafen und mich dem Jammertal hingeben. Gelandet bin ich schlussendlich doch in der Küche vor meinem Laptop. Das Ergebnis hast du soeben gelesen. Der Grund meines heutigen Widerstandes wurde mir, dank meiner Freundin und ihrer Fragen, ebenfalls klar. Doch das ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht irgendwann einmal aufschreibe. Für heute habe ich noch eine Verabredung mit mir und denen da oben. In einem Riesenrad. Gott sei Dank ist es eine Verabredung in meine Innenwelten. Denn als Mensch sind mir Riesenräder nicht wirklich geheuer. Ich habe da nämlich ein paar Fragen an sie. Solche, die bereits seit langem in mir sind und für die es heute an der Zeit ist, sie noch einmal zu stellen. Vor ihrer Antwort habe ich Angst, denn es fühlt sich sehr stark danach an, dass sie mich noch tiefer dort ankommen lässt, wo ich schon immer hinwollte: In mir und bei mir, mit meiner Familie an einem Ort, der nicht nur zuhause heißt, sondern auch zuhause ist.
So, nun kennst du doch den Grund meines heutigen Widerstandes. Damit belasse ich es für heute. Ich danke dir fürs Lesen und mitfiebern, mitfühlen und dich berühren lassen.
In Liebe,
Deine Jessica 💗
P.S.: Falls dir das oben aus deinem Leben bekannt vorkommt, keine Lust mehr darauf hast und du in der Tiefe Begleitung auf deinem Weg möchtest, vereinbare einen Termin für dein 45-minütiges kostenfreies Kennlerngespräch und lass uns reden.